Kritik an geplanten Änderungen im Gesundheitssystem

Die geplanten Änderungen im deutschen Gesundheitssystem, die 2024 von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgelegt wurden, haben breite Kritik von Ärzten, Patientenverbänden und politischen Parteien ausgelöst. Der Entwurf der Gesundheitsreform sieht unter anderem vor, den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu überarbeiten und mehr Arztbesuche auf digitale Beratungen umzustellen.

Ein zentraler Kritikpunkt vieler Akteure ist die Reduktion von Direktkonsultationen zugunsten von Telemedizin. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) der Bundesrepublik Deutschland bezeichnete diesen Ansatz als problematisch. „Viele Patienten, besonders ältere und nicht technikaffine Personen, stehen digitalen Konsultationen kritisch gegenüber. Eine solche Verlagerung würde die Versorgung von vulnerablen Gruppen verschlechtern“, so Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KV.

Ein weiterer kontrovers diskutierter Aspekt der Reform ist die geplante Kürzung der Leistungen im Bereich der präventiven medizinischen Untersuchungen. Laut den neuen Vorschlägen sollen diese Leistungen teilweise aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen werden, um sogenannte „Schwarzfahrer“ der Krankenkassen, also Personen, die nur im Krankheitsfall Beiträge zahlen, zu reduzieren. Vertreter der Deutschen Diabetes Gesellschaft warnten vor den langfristigen Auswirkungen dieser Kürzungen. „Präventivuntersuchungen können schwere Krankheitsverläufe verhindern und langfristig Kosten im Gesundheitssystem senken. Eine Kürzung dieser Leistungen ist kurzsichtig und kontraproduktiv“, erklärte Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Präsident der Gesellschaft.

Auch Patientenverbände äußerten sich besorgt. „Wir sehen in diesen Reformplänen eine erhebliche Gefahr für die gesundheitliche Versorgungssicherheit in Deutschland“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Brysch kritisierte insbesondere, dass die Neuregelungen im Entwurf den Zugang zu medizinischen Leistungen für sozial schwache Schichten erschweren könnten.

Die politische Opposition im Bundestag kritisierte ebenfalls die geplanten Änderungen. Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte der Grünen, forderte eine Überarbeitung der Vorlagen und bezeichnete sie als „unausgewogen und unsozial“. „Anstatt die Versorgung zu verbessern, werden hier Einschnitte vorgenommen, die vor allem die Schwächsten treffen“, so Dahmen.

Diese breite Welle der Kritik zeigt deutlich, dass die von der Bundesregierung geplanten Änderungen im Gesundheitssystem auf erheblichen Widerstand stoßen. Die Debatte um die Gesundheitsreform wird in den nächsten Wochen weiter an Fahrt gewinnen, da die Regierung unter Druck steht, den Entwurf zu modifizieren und auf die Bedenken der verschiedenen Akteure einzugehen.